Von Seattle nach Anchorage – Ein traumhafter Roadtrip auf 6500 Kilometern
Am Anfang war der Plan. Vorgegeben war von unserem WoMo-Vermieter lediglich Start- und Zielort sowie das Rückflugdatum. Wie wir letztendlich die Strecke von Seattle (Washington) bis nach Anchorage (Alaska) absolvieren, oblag alleine uns. So entstand am Rechner zunächst einmal der Routenplan. Aus den Erfahrungen vergangener Reisen in diese Region sowie durch Internetrecherchen konnte die Tour so gestaltet werden, dass wir an fast allen Tagen an traumhaften Campingplätzen übernachten konnten ohne die Tagesdistanzen zu „Gewaltakten“ dehnen zu müssen.
Die Karte sieht auf den allerersten Blick relativ harmlos aus. Um die Dimensionen besser zu verdeutlichen, habe ich einmal Deutschland in etwa maßstabsgetreu eingefügt.
Dank einem relativ umfangreichen Filmprogramm gingen die knapp 11h Flug an Bord der Boing 767 von Frankfurt nach Seattle relativ schnell rum. In Seattle haben wir das Holiday Inn Airport gebucht; ein sehr schönes Hotel. Unser Taxifahrer bohrt die Fahrt ins Stadtzentrum zu einer kleinen Sightseeing-Tour auf und so passieren wir unter anderem die Amazon-Zentrale sowie die Bill & Melinda Gates Stiftung. Die Stadt expandiert derzeit ohne Ende und so sieht man vor allem Baukräne.
Im Vorfeld hatte ich mir den Kerry Park als erste Fotodestination ausgesucht, was sich wirklich gelohnt hat. Eine atemberaubende Aussicht auf die Skyline der Stadt samt Spaceneedle. Dieses Panorama entstand aus mehreren Einzelaufnahmen und hat im Original 91 Megapixel. Stellt sich nur die Frage: „Was mach ich jetzt damit?“
Auf dem Weg zum Kerry Park gibt’s auch Einiges zu sehen…
Am 2. Tag in Seattle stand das EMP Museum auf dem Programm. Insbesondere die Nirvana-Ausstellung in deren Heimatstadt hatte es uns angetan…
Das Gebäude von Stararchitekt Frank Gehry ist ein Gesamtkunstwerk und an sich schon eine Sehenswürdigkeit.
Am nächsten Tag stand die Annahme unseres Wohnmobils oder schlicht „RV“ wie die Amerikaner diese Schlachtschiffe als Abkürzung von „recreational vehicle“ nennen. Die Filiale unseres Anbieters GoNorth ist nicht mehr als eine heruntergekommene Kfz-Werkstatt. Die Leute waren aber sehr nett und das Auto war wie versprochen Baujahr 2012. Eine alte Gurke wollten wir in Anbetracht der bevorstehenden Meilen nämlich unbedingt vermeiden.
GoNorth gibt seinen Autos Namen, Ikea lässt grüßen. Unser treuer Gefährte heißt Michael. Damit man das nicht vergisst, steht es nochmal auf den Seitenfenstern. Im Nachhinein ist erstaunlich mit welcher Selbstverständlichkeit man bereits nach 1-2 Tagen nur noch von „Michael“ spricht, wenn es um das Auto geht. Irgendwie scheint das also zu funktionieren.
Wir fahren nach dem Grundeinkauf nur noch 100km bis nach Olympia, wo wir uns bei traumhaftem Regenwaldfeeling die ersten Steaks und Dosenbier genehmigen.
Richtig spektakulär wird es allerdings erst am nächsten Tag, als wir weiter bis nach Kalaloch im Olympic National Park fahren. Der Campground liegt direkt am Pazifik! Bei den Mädels kommt erstes Twilight-Feeling auf, da der Film-Strand „La Push“ ganz in der Nähe ist.
Wir verbringen wir einige Stunden an diesem Strand, wohlwissend dass wir den Pazifik erst wieder ganz am Ende unserer Reise sehen werden.
Am nächsten Tag geht es weiter über den Highway 101 in Richtung Port Angeles. Wir haben uns den Heart o‘ the Hills Campground ausgesucht, da dieser inmitten des Regenwalds angelegt wurde. Vom Campground aus starten diverse Wandertrails. Wir entscheiden uns für eine ca. 7km lange Route durch bilderbuchartigen Regenwald. Sattes grün, Moose, Farne und pure Wildnis geben hier den Ton an. Die folgenden Bilder entstanden überwiegend auf dem Wandertrail.
Teilweise ist der Trail mit Brettern verstärkt worden, damit man nicht im Moor versinkt 🙂
Am nächsten Tag geht es erst einmal per Fähre von Fort Townsend nach Coupeville.
Blick auf „Deception Island“ von der Deception Pass Bridge. Bei bestem Wetter verbringen wir ca. eine Stunde in der Nähe der Brücke. Ein kleiner Parkplatz öffnet den Zugang zu den Steilhängen unterhalb der Brücke.
Unser Tagesziel „Colonial Creek Campground“ liegt am Diablo Lake im North Cascades National Park. Hier kommen die eigens zu Fotografiezwecken mitgeführten Gummistiefel erstmals zum Einsatz… Der Campground war einer der schönsten unserer Tour!
Und weiter geht’s auf Highway 20 durch den North Cascades National Park. Michael schruppt massiv Höhenmeter und so passieren wir die Schneefallgrenze. Am Washington Pass gibt’s folglich eine Fotosession im Tiefschnee.
Unterwegs füllen wir bei einem Safeway Supermarkt nochmal alle Vorräte auf, denn der Grenzübertritt ins teure BC, Kanada, steht bevor…
Unsere Etappe endet heute planmäßig am Curlew Lake State Park. Da es bei der Ankunft in Strömen regnet, bietet uns die Parkrangerin Unterschlupf in ihrem Häuschen. Wir kommen ins Gespräch über unsere weitere Route. Sie klärt uns über die strikten Einfuhrbestimmungen auf und druckt uns die aktuellen Richtlinien aus. Der Curlew Lake ist bietet allerlei Freizeitaktivitäten, so dass hier nicht das typische Wildnis-Feeling aufkommt. Dennoch bieten sich schöne Fotomotive.
Wie bereits erwähnt, stand am nächsten Tag der Grenzübertritt bei Grand Forks auf der Tagesordnung. Entgegen unserer Befürchtungen klappt der Grenzübertritt absolut unproblematisch und ohne Fahrzeuginspektion. Direkt hinter der Grenze sichten wir unseren ersten Schwarzbär.
Unser Tagesziel liegt im Premier Lake Provincial Park, BC. Zum ersten Mal spulen wir eine Etappe mit 450km ab. Dank Fahrerwechsel kein Thema. Die letzten 4km bestehen aus einer Schotterpiste, die den Zugang zum Park ermöglicht.
Der See ist sehr schön und besticht durch extrem klares Wasser. An einem kleinen Bachlauf kann man zudem die Lachswanderung hautnah erleben.
Leider müssen wir auch erstmals unser Mosquitospray einsetzen. Glücklicherweise ist es hochwirksam und wir können in Ruhe unsere Steaks brutzeln. Hunger?
Weiter geht es am nächsten Tag in Richtung Banff National Park. Unterwegs sehen wir immer wieder Schwarzbären, die sich am Löwenzahn sattfressen.
Mount Rundle, 2.948m
Der Two Jack Lakeside Campground wurde im Internet hochgelobt. Aufgrund der hohen Frequentierung gehörte er auch zu den wenigen Campgrounds, die wir vorab reservieren mussten. Zunächst erschien uns der Platz relativ unspektakulär, aber im Licht der untergehenden Sonne entpuppte er sich als wahres Foto-Eldorado.
… und am nächsten Morgen geht es genauso spektakulär weiter!
Ein letzter Blick auf den „Two Jack Lake“ bevor die Reise weitergeht…
Die heutige Etappe führt uns über den Icefields Parkway – der zurecht als eine der schönsten Panoramarouten der Welt gilt – in Richtung Wilcox Creek Campground. Dieser liegt auf halber Strecke zwischen Banff und Jasper. Die Strecke ist gesäumt von Highlights wie zum Beispiel Lake Louise, Moraine Lake und Valley Of Ten Peaks.
Unterwegs mal wieder Wildlife…
Anfang Juni ist der Lake Louise noch nicht komplett aufgetaut. Richtig warm wird das Wasser hier allerdings nie. Die Höchsttemperatur im Sommer liegt bei frostigen vier Grad Celsius.
Der Moraine Lake im Valley Of Ten Peaks ist absolutes Pflichtprogramm jeder Reise in den Banff Nationalpark. Im Juni erscheint der See aber nicht in voller Pracht, da er relativ wenig Wasser führt und noch halb zugefroren ist. Im Herbst 2012 hat mich der Ausblick von dem Aussichtspunkt daher deutlich stärker beeindruckt. Nichtsdestotrotz ein magischer Ort!
Der Icefields Parkway…
Die Idylle trübt. Im Vorfeld der Reise hatte man uns vor den Moskitos gewarnt, die einen im Frühjahr regelrecht auffressen können. Glücklicherweise gab es in den drei Wochen nur zwei Plätze, die wegen den Biestern unerträglich waren. Ansonsten von Moskitos kaum eine Spur…
Der Mistaya River arbeitet sich durch den Fels.
Auf den Panther Falls habe ich mich ganz besonders gefreut. Über einen schmalen Pfad entlang der Abbruchkante gelangt man mit etwas Mut direkt an die Austrittstelle des Wassers. Aus dieser Nähe kann man die Naturgewalt hautnah spüren, die hier die Landschaft formt. Das Bild ist übrigens eine Montage aus mehreren freihand aufgenommenen Einzelbildern.
Und so sieht das ganze von etwas weiter unten aus…
Am Wilcox Creek Campground angekommen, sind wir zu müde um noch den Wilcox Pass zu wandern. Wir beschließen, die Wanderung auf den nächsten Morgen zu verschieben. Von unserem Stellplatz aus erleben wir diese tolle Szenerie.
Am nächsten Morgen wurden die Wanderschuhe geschnürt. Statt Bighorn Rams gab’s leider nur Kleingetier.
Vom Wilcox Pass hat man einen traumhaften Blick auf das Columbia Icefield und die umliegenden Gipfel. Unten im Tal sieht man wieder den Icefields Parkway. Panoramaaufnahme aus zwölf Einzelbildern.
Nach der morgendlichen Wanderung geht es weiter Richtung Jasper. Unterwegs immer wieder Foto-Stopps.
Eine Schneeziege
In Jasper machen wir noch einen Ausritt mit jasperstables.com durch die Rockies, bei dem ich leider meine Kamera nicht mitnehmen durfte. Die iPhone-Fotos habe ich noch nicht auf den PC geladen und somit fällt die Berichterstattung hierüber ins Wasser. Die Tour ist jedenfalls auch für Nicht-Reiter sehr lohnenswert.
Der zweite Teil unserer Action-Einlage folgt am nächsten Tag: White Water Rafting auf dem Sulphur River bei Grande Cache. Hier gilt das gleiche wie oben: Keine Kamera, keine Bilder 🙁 Hier hätten wir uns etwas mehr Spannung erwartet. Der Fluss ist ziemlich gemächlich und schnelle Passagen somit rar.
Wir verlassen nun den Icefiels Parkway und fahren Richtung Dawson Creek, wo der legendäre Alaska Highway beginnt. Dieser wird für die nächsten Tage unsere „Heimat“ sein, denn die 2.288km Länge spulen wir nahezu komplett ab.
Wildblumen…
Die Ruhe vor dem Sturm am Beaver Lake.
Der Abschnitt von Fort Nelson nach Watson Lake, Yukon, fahren, entpuppt sich als reines Wildlife-Watching. Über 20 Schwarzbären, Karibus, Bighorn-Schafe, Bisons (!!!) und Elche begegnen uns auf der mit 500km längsten Einzeletappe unserer Reise.
Die Bisons sind derart massiv gebaut, dass einem der Atem stockt, wenn sie einen anschauen…
In Watson Lake machen wir halt am „Signpost Forest“, einem „Schilderwald“ aus mittlerweile über 100.000 Schildern, die Besucher aus aller Welt anschleppen. Unsere Kreisstadt Birkenfeld ist zu unserer Überraschung auch schon vertreten.
Wir übernachten am Watson Lake Government Campground und freuen uns über Gratis-Brennholz; eine Selbstverständlichkeit im Yukon. Gegen 22.15 Uhr erleben wir einen schönen Sonnenuntergang am Watson Lake.
Weiter geht’s auf dem Alaska Highway Richtung Whitehorse, der Hauptstadt des Yukon.
Wildblumen entlang des Highways
Am Tarfu Lake Campground. Zu dieser Jahreszeit wird es hier oben nachts nicht mehr richtig dunkel. Wir treffen ein deutschen Pärchen und tauschen Reiseerfahrungen aus. Letztendlich geht an diesem Abend eine ganze Palette Bier drauf und wir gehen erst gegen 02.00 Uhr ins Bett. Gruß nach München an dieser Stelle 🙂
Michael dient nicht nur als Fahrzeug sondern auch als mobiler Aussichtsturm.
Entlang des Kluane Lakes
Dieses possierliche Tierchen grast unweit unseres Campgrounds „Congdon Creek“. Später lesen wir Warnschilder, dass Bären ganz in der Nähe sind und Zelte daher vorübergehend verboten sind. Nachvollziehbar.
Wir wurden bereits im Vorfeld gewarnt, dass der Abschnitt des Alaska Highways zwischen Kluane und der Grenze zu Alaska eine ziemliche Holperstrecke ist. Dies bewahrheitet sich sehr schnell. Die permanenten Senken und Schlaglöcher bringen Mensch und Maschine ans Limit. Michael verwindet sich plötzlich so stark, dass die Innenschränke auffliegen und Teller und Tassen bis ins Fahrercockpit fliegen. Die hierdurch entstehende Zwangspause inspirierte mich zu diesem Foto.
Bei Beaver Creek überqueren wir die Grenze nach Alaska.
Am Moon Lake bei Tok.
Wir befinden uns nur drei Breitengrade südlich des Polarkreises. Hier wird es nun gar nicht mehr dunkel. Die folgenden Sonnenaufgangsfotos entstanden gegen vier Uhr morgens. Glücklicherweise konnte ich nicht schlafen und nutzte die Gelegenheit zum fotografieren.
Am nächsten Tag sind wir schon wieder auf der Piste. Wir fahren ein kurzes Stück zurück und verlassen bei Tok den Alaska Highway in Richtung Süden (Tok Cutoff Highway). Der Wrangell St. Elias National Park & Preserve steht auf der Agenda.
Entlang der Nabesna Road…
Am nächsten Tag geht es westwärts über den Denali Highway. Wir haben alle ein etwas ungutes Gefühl, denn uns stehen 280km Schotterpiste bevor und wir haben kein Ersatzrad an Bord! Nur die ersten 34 Kilometer sind asphaltiert…
… hier geht es mit 20km/h vorwärts
Der Highway ist ein Traum. In Sachen Panoramaqualität steht er dem Icefields Parkway in BC in nichts nach! Wir sind allerdings sehr erleichtert, als wir ohne Plattfuß in Cantwell die Schotterpiste verlassen.
Die folgenden zwei Tage verbringen wir im Denali Nationalpark. Wir nehmen den Shuttle bis zum Eielson Visitor Center.
Blick auf die Ostseite des mit 6168m höchsten Berges Nordamerikas; den Mount McKinley oder schlicht „Denali“. Im Vordergrund windet sich die einzige Straße des Nationalparks durch das karge Gelände.
Im Frühjahr sind die Grizzlys noch vergleichsweise schmal gebaut…
Immer schön in die Kamera schauen…
Dall-Schafe im Steilhang. Mit dem bloßen Auge übersieht man sie leicht, denn aus der Ferne erscheinen sie nur als winzige weiße Punkte im Fels.
Wir verlassen den Denali Nationalpark und fahren auf dem Parks Highway in Richtung Süden. Bei Trapper Creek machen wir Halt. Das Autowrack hatte ich bereits 2009 fotografiert. Diesmal nahm ich es mir etwas detaillierter vor.
Atelier Natur – aufgenommen am Eklutna Lake im Chugach State Park.
Von Eklutna aus geht es am nächsten weiter Richtung Seward, wo wir eine Whale-Watching Tour ins Auge gefasst haben. Der Turnagain Arm des Cook Inlets bei Anchorage bietet immer wieder spektakuläre Aussichten und so machen wir unterwegs viele Foto-Stopps.
Der Grüne Punkt
Wir kommen schließlich um 11.00 Uhr in Seward an und buchen eine Bootstour in der Resurrection Bay.
Ein Seeotter lässt sich die Sonne auf den Bauch scheinen.
Eine Dreizehenmöwe verfolgt unser Boot
Ein Weißkopfseeadler
Es ist immer wieder eine Herausforderung, den richtigen Moment einzufangen.
Eine Kolonie Stellersche Seelöwen
Die Bullen werden bis zu 1100kg schwer!
Die Weißflankenschweinswale sind extrem flink. Wenn man sie im Sucher sieht ist es schon zu spät. Bis man abdrückt sind sie meist wieder abgetaucht.
Panoramaaufnahme des Kenai Lake aus 16 Einzelaufnahmen. Aufgenommen am Seward Highway auf dem Weg von Seward nach Soldotna Irgendwann korrigiere ich auch noch die Krümmung der Horizontlinie.
Mit Talon Air Service fliegen wir zum Wolverine Creek, wo üblicherweise Grizzlys auf Lachse warten. Aus dem Flugzeug lässt sich die Natur aus der Vogelperspektive bestaunen…
Am Wolverine Creek angekommen, lassen die Bären zunächst auf sich warten. Stattdessen gibt es wieder Weißkopfseeadler.
Dann kommt zumindest mal Junior aus der Hecke.
Den Fischfang muss er noch üben.
Die Bärenmutter ist da routinierter. Sie donnert plötzlich aus dem Gebüsch ins Wasser um Sekunden später mit einem Lachs im Fang wieder ans Ufer zurückzukehren.
Es ist ein unglaubliches Erlebnis, so etwas hautnah zu erleben.
Zwischendurch taucht sogar ein Schwarzbär auf. Er hält immer einen gewissen Sicherheitsabstand zur Grizzly-Mutter ein.
Attacke!
Auf dem Rückflug fange ich noch ein paar Landschaftsimpressionen ein.
Die letzte Nacht unserer Reise verbringen wir nicht auf einem offiziellen Campground, da diese alle restlos überfüllt sind. Wir suchen uns stattdessen einen ruhigen Stellplatz am Sterling Highway. Im Licht der untergehenden Sonne nehme ich dort mein letztes Foto der Reise auf.